
Steiner Nadel (Pfalz) (DE)
- Details
- Hauptkategorie: Sportklettern
- Land: Deutschland
- Erstellt am Sonntag, 02. April 2017 15:34
- Geschrieben von Andreas
Viele Namen hat der imposant oberhalb der Ortschaft Stein im Wald stehende Felsturm: neben Steiner Nadel wird der grazile Fels auch als Kriemhildenstein oder Käshafen bezeichnet. Vom Parkplatz am örtlichen Tennisclub erreicht man ihn durch einen etwa 10 minütigen Aufstieg über Waldwege.
Dort angekommen bieten sich dem Kletterer verschiedene Möglichkeiten. Entweder man widmet sich den wenigen, aber zum Teil sehr ansprechenden klassischen Linien im 2. und 6. UIAA Grad. Oder aber man geht die Routen im 7. und 8. Grad an, die eher Sportklettercharakter haben. Zahlenmäßig verteilen sich die insgesamt 15 Wege und Varianten wie folgt: 1 x 2. Grad, 5 x 6. Grad, 5 x 7. Grad, 4 x 8. Grad.
Die ganz klassischen Linien sind von Risssystemen und Verschneidungen geprägt, wohingegen die schwereren Wege eher durch Wandkletterei in mehr oder weniger steilen Passagen charakterisiert sind. Lohnend sind vor allem die Wege in der West- und Südwand, zum Teil auch die im unteren, linken Teil der Ostwand. Der Rest glänzt eher durch Botanik, Flechten und rostige Ringe. Dennoch findet man durch die unterschiedliche Ausrichtung der Routen meist ein paar sonnige oder schattige Meter, je nach Wunsch.
Vom Gipfel der Nadel genießt man einen schönen Ausblick in die liebliche Pfälzer Landschaft und kann verschiedene umliegende Felsen und Burgen erspähen. Auch der Wandfuß auf der Westseite ist ein schöner, nachmittags sonniger Platz, der zum Verweilen einlädt. Hier fühlen sich auch Kinder wohl. Südlich ist allerdings aufgrund eines kleinen Felsabsatzes und steilen Hangs etwas Vorsicht geboten.
Wem die Routenauswahl der Steiner Nadel nur für ein Halbtagesprogramm ausreicht, der verbindet sie mit einem Besuch am Engelmannsfels, der auf der anderen Seite des kleinen Ortes liegt und weitere 12 Routen bereithält.
Gestein
Sandstein
Absicherung
Der Normalweg und ein bis zwei weitere klassische Linien, sind fast vollständig mobil abzusichern. In den Routen ab dem 6. Grad aufwärts, stecken mehr oder weniger viele Ringe. Zum Teil sind diese ausreichend, zum Teil durch mobiles Material zu ergänzen.
Routenvorschläge
Normalweg (2): Wirklich schöner und einfacher Normalweg auf die schlanke Felsnadel. Am besten den Standring auf dem Absatz großzügig verlängern und in einer einzigen Seillänge zum Gipfel klettern und genießen. Der erste Aufschwung zum Absatz sieht zunächst schwer aus für einen 2er, entpuppt sich aber als einfach wenn man ganz nach rechts zur Kante quert und die oben, versteckt liegenden, geschlagenen Griffe in der Hand hat. Nach dem Stand nach links in die Westwand queren und dem breiten Riss zum Gipfel folgen. Empfehlenswerter Weg!
Direkter Einstiegsriss (6+): Der direkte Einstieg zum Normalweg ist mit größeren Friends gut abzusichern und bietet ein paar schöne, zwingende Meter Risskletterei. Im Zweiten Aufschwung vorm Übergang in den Originalweg kann auch rechts neben dem Riss an griffigen Querrissen geklettert werden. Wer Risse mag sollte diese Variante mal ausprobieren.
Kernfusion (6+): Eine begradigte, etwas besser abgesicherte und schwerere Variante zur Südwand (6), die durch die obere Südwand zieht. Hierher über die ersten Meter des Normalwegs. Vom Stand des Normalwegs geradeaus hoch. Schöne Wandkletterei mit 4 Ringen.
Kobolds Trauma (8/8+/E1/E2): Die Schwierigkeiten beschränken sich auf die ersten Meter, eine strukturarme, senkrechte Platte. Danach ansprechende Kletterei im nicht immer ganz soliden Fels mit kurzen abdrängenden, aber griffigen Passagen im oberen 6. Grad.
Ostwand (6-/E1): Die erste Seillänge, eine Verschneidung in nicht immer ganz perfektem und solidem Fels ist ganz annehmbar, allerdings keine Schönheit. Auch der extrem rostige Ring in dieser Länge trägt zu dieser Einschätzung bei. An dem ebenfalls rostigen, aber soliden Standring wird man sich beim Blick in die zwar einfache, aber total zugewachsene zweite Seillänge vermutlich entscheiden wieder abzuseilen. Öfter geklettert könnten der Weg, genauso wie seine Nachbarrouten zur Rechten, nette Klettereien werden, im derzeitigen Zustand aber keine Empfehlung wert.
Bilder
Kletterführer/Topo
Jens Richter, Sabine Tittel: Pfalz. Klettern im Buntsandstein des Pfälzer Felsenlandes. Panico Alpinverlag. 4. Auflage 2013.