
Kreuzwandspitze/Luftige Kante (IV) Karwendel (DE)
- Details
- Hauptkategorie: Mehrseillängen
- Land: Deutschland
- Erstellt am Montag, 17. August 2015 19:36
- Geschrieben von Andreas
Der berühmt-berüchtigte Karwendelbruch – viele Leser werden diesen jetzt im Kopf haben! Bröselnde Griffe, Steinschlag, loses Geröll auf Bändern – all dies mag man erwarten – aber: Entwarnung! Hier findet man es nicht. Stattdessen knapp 300m Kletterei in überwiegend festem Fels. Natürlich liegen hier und da Steine auf Absätzen und wer danach sucht, der findet auch mal einen wackelnden Griff. Dies ist in einer alpinen Kletterroute dieses Schwierigkeitsgrades aber auch nicht anders zu erwarten und unterscheidet sich nicht von Routen in anderen Gebieten.
Die 7 bis 9 Seillängen, je nach dem ob man die Abseilpiste wählt oder über Schrofengelänge weiter bis zum Gipfel steigt um von dort zu Fuß abzusteigen, leiten zuerst über plattigen Fels in geneigter Reibungskletterei nach oben. Die Wegführung orientiert sich dabei an markanten Rinnen bzw. Wasserrillen. Gleich in der zweiten Seillänge muss eine mit 4 (UIAA) bewertete Platte entlang einer griffigen Wasserrille überwunden werden: die Schlüsselstelle der Route. Die Hakenabstände sind hier ganz passabel, die Schwierigkeitsbewertung ist allerdings daneben, denn die Passage erscheint deutlich schwerer und sollte unseres Erachtens mind. mit 5 bewertet sein.
Die nächste anstrengende Stelle ist ein weiter Spreizschritt weg von einem Felsturm zu Beginn der 5. Seillänge, sowie die daran anschließenden Kletterzüge. Ansonsten bleiben die Schwierigkeiten relativ konstant im 4., teilweise auch 3. Grad. Deutlich leichter sind die letzten beiden Seillängen im Schrofengelände, die zum Gipfel führen.
Die namensgebende „luftige Kante“ bestimmt den Mittelteil der Route. Ab der 4. Seillänge bewegt man sich mal mehr, mal weniger nahe am Gratverlauf. Kurzzeitig auf Messers Schneide, häufiger jedoch leicht seitlich unterhalb.
Der Routenverlauf ist weitestgehend eindeutig. Hier und da sind aber Varianten in der Wegführung vorhanden. Die vielen Haken, die in unterschiedliche Richtungen leiten, sorgen ggf. für Verwirrung. Die exakte, schriftliche Beschreibung des Routenverlaufs im unten angegebenen Führer erschien diesbezüglich hilfreicher als das gezeichnete Topo.
Was den Abstieg nach Routenende betrifft bestehen zwei Möglichkeiten. Entweder man steigt nach 7 Seillängen vom höchsten Punkt des Pfeilers in eine Scharte ab um von dort 2x40m ins Kar abzuseilen, oder man steigt in leichter Kletterei und über Schrofen weiter bis zum Gipfel. Von dort geht es zu Fuß zurück.
Auch für den Zu- bzw. Abstieg ins Tal bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Sicherlich die beschwerlichste Variante ist es aus Mittenwald zu Fuß aufzusteigen. Bis zum Einstieg sind hier mind. 3h zu kalkulieren. Entsprechend lange dauert auch der Abstieg. Alternativ, kann durch die Nutzung der Karwendelbahn für Zu- und/oder Abstieg Zeit eingespart werden. Aktuelle Preise und Fahrzeiten sind hier zu finden: http://www.karwendelbahn.de/?gclid=COjen6yYu8ECFWTHtAodm3oAHA
Von der Gipfelstation erreicht man durch einen Fußgängertunnel das Hintere Dammkar und kann dieses in ca. 1h abgestiegen. An der Dammkarhütte geht es dann wieder in weiteren 30-45 min. hinauf ins Vordere Dammkar zum Einstieg. Da der Rückweg zur Gipfelstation kaum kürzer ist als der Weg ins Tal erscheint folgende Kombination am sinnvollsten: hoch mit der Bahn und Abstieg zu Fuß ins Tal.
Als Unterkunft bietet sich ggf. die Dammkarhütte (1650m) an. Die kleine Privathütte bietet lediglich 12 Übernachtungsplätze und eine Reservierung ist unbedingt notwendig. Infos zur Hütte: http://www.dammkarhuette.de/
Bleibt man länger sind von hier aus weitere Routen an der Kreuzwandspitze bzw. am gegenüber liegenden Predigtstuhl möglich.
Mittenwald: 910m / Gipfelstation Karwendelbahn: 2244m / Dammkarhütte: 1650m / Gipfel: 2132m
Gestein
Kalk
Absicherung/Material
Die Route wurde zu Übungszwecken für die Mittenwalder Gebirgsjäger eingerichtet und ist gut abgesichert. An den Standplätzen stecken solide AV-Ringe. Als Zwischensicherung dienen Normalhaken, je nach Routenvariante unterschiedlicher Qualität. Die Abstände sind moderat, sodass mobile Zwischensicherungen zwar einsetzbar, aber nicht zwingend benötigt werden. Je nach Abstiegsvariante Einfach- oder Halb-/Zwillingsseil. Außerdem Helm und gutes Schuhwerk für den Abstieg.
Bilder
Kletterführer/Topo
Johanna Widmaier: Best of Genuss. Alpine Genussklettereien von 3 bis 7-. Band 2. Panico Alpinverlag. 1. Auflage 2009.